Geschichte der Pfarre

Die kleinräumige Pfarre Neulengbach entstand verhältnismäßig spät. Der Höhenzug südlich Neulengbachs gehörte bereits zur Altpfarre Altlengbach, der Nordteil des Schloßberges mit Großweinberg und Au zur Pfarre Anzbach. Im Westen bildete der Laabebach die Pfarr- und Zehentgrenze. Bei der Pfarrgründung wurde nicht die Lage auf dem Schenkungsgebiet von 998 - zwischen den Flüssen Anzbach und Laabenbach - berücksichtigt, sondern eine auf die Karolingerzeit zurückreichende Zugehörigkeit der frühesten Kirche in Altenmarkt zur Urpfarre Abstetten.
Zum ersten Mal wird um 1220 ein Pfarrer (Pfarrer Heinrich von Neulengbach) erwähnt. Er bezeugt eine Schenkung Ottos V. von Lengenbach an das Kloster Admont. Danach war Neulengbach eine Eigenpfarre der Lengenbacher, deren Gründung wohl wie die Marktgründung auf Otto III. von Lengenbach, also auf die Zeit um 1192, zurück geht. Um 1620 heißt es im Lonsdorfer Kodex: "ecclesia in foro Lengbach exempta est ab ecclesia in Abstetin" - die Pfarre des Marktes Neulengbach wurde von der Urpfarre Abstetten getrennt. Der Kirchenpatron wurde im Hinblick auf den Lengenbacher Einfluß auf das Kloster St. Andrä gewählt.

Die Pfarre Neulengbach von 1300 bis 1550

Die überragende Bedeutung der Religion für das mittelalterliche Leben im allgemeinen und in der Pfarrgemeinde geht aus den Quellen nicht hervor, es sind aber wenigstens einige Priesternamen, Kaufverträge und Stiftungen überliefert.




Um 1230 bezeugten die Pfarrer Heinrich von Lengenbach und Heinrich von Rapotenkirchen die testamentarische Widmung des Gutes St. Peter bei Seitenstetten durch ihren Grundherrn Otto V. von Lengenbach an das Kloster Admont. Pfarrer Heinrich dürfte in Neulengbach und nicht in Altlengbach gewirkt haben.

Um 1310 wohnte im nahen Anzbach ein Bischof der Waldensersekte. Bei einer Ketzerinquisation, 1315 in Krems, erklärte das Sektenoberhaupt Neumeister am Scheiterhaufen, er sei 50 Jahre lang Bischof in Anzbach gewesen. Sektenanhänger gab es auch in der Stiftspfarre Christophen. 1312 wurden in St.Pölten elf und in Krems sechzehn Ketzer verbrannt.

Am 16. Februar bezeugte Pfarrer Johann von Lengbach einen Schiedsspruch zwischen den Klöstern Lilienfeld und Melk. Am 29. November 1339 bezeugen die Pfarrer Ditmar von Markersdorf und Friedrich von Lengbach einen Schiedsspruch des Pfarrers Ulrich von Kirchberg am Wagram. Die Pfarre Neulengbach, die schon seit 1236 unter landesfürstlicher Vogtei stand, gehörte 1371 zum Dekanat Stein; der damalige Pfarrer hieß Georg. Am 25. Juni 1372 untersuchte Pfarrer Johannes mit anderen Geistliche eine gefälschte Urkunde über das Retzer Kirchenlehen. 1383 fand eine Versammlung von Geistlichen im Pfarrhaus Neulengbach statt. Außer dem Pfarrre von Neulengbach, Jacobus Gebenhofer, waren noch die Priester Johannes, Thomas und Jacobus anwesend; sie nennen sich alle nach Neulengbach, doch ist unklar, ob sie hier tätig waren, oder aus Neulengbach stammten.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gehörte Neulengbach noch zum Dekenat Stein, seit 1429 zum Dekanat Mautern. In dieser Zeit war Pfarrer Treczler tätig. Er verpachtete 1446 dem Bürger Ulrich Gerler den Safrangarten am Schulberg. Nächster Priester war der in Neulengbach geborene Mathes. Seine Familie mußte für die Priesterweihe 60 Pfund Pfenninge aufbringen. 1455 verpachtete Pfarrer Mert Swab den Safrangarten. 1551 scheint Pfarrer Wolfgang Froschl im Zusammenhang mit der Markersdorfer Pfarre, die er mitzubetreuen hatte, auf.


Vorboten der Reformation

1528 flohen viele Anhänger der Sekte der Wiedertäufer aus Mähren nach Niederösterreich und wurden auch in Neulengbach gefangen genommen. Der damalige Pfleger auf der landesfürstlichen Burg Neulengbach, Blasius Notlitsch, sein Grabstein aus dem Jahr 1547 befindet sich in der Pfarrkirche Maria Anzbach, griff energisch ein. Am 3. Juni 1528 sandte er einen von ihm verfaßten Bericht nach Wien. Darin steht, daß er mit Hilfe des Jägermeisters Wilhelm von Greyss 33 Neutauferpersonen gefangen genommen habe. Nun wollte er von König Ferdinand I. einen Ersatz für die Kosten, die ihm entstanden waren.

Die Gefangenen wurden dem Landesprofosen Dietrich von Hartitsch übergeben, 18 davon hingerichtet. Dasselbe Schicksal ereilte 1528 noch weitere 73 Personen. Die Beschlüsse von Speyer aus dem Jahr 1529 schlossen die Wiedertäufer von jedem Reichs- und Landfrieden aus.

Die Lehre der Wiedertäufer erklärt die strengen Maßregein. Sie lehnten vieles von der traditionellen katholischen Lehre ab, wandten sich gegen die weltliche Obrigkeit und wollten die Gesellschaftsordnung in eine Art von Kommunismus verändern. Ambros Spittelmeier, ein Wiedertäufer aus Linz, gab einen Bericht über seine Konfession: ,,Ich halt in Summa nichts von meiner ersten Tauf. Sooft ein Kind getauft wird, wird Gott gelästert (die zweite Taufe an Erwachsene erklärt die Bezeichnung ,Wiedertäufer'). Christ ist gewesen ein rechter wesentlicher Mensch hier auf Erden, wie wir, mit Fleisch und Blut; doch ist er ohne männlichen Samen empfangen worden. Wahrhafte Christen bedürfen keiner Obrigkeit, keines Schwertes and keiner Gewalt, denn sie thuen gern und willig die Gerechtigkeit. Das Reich Gottes kann niemand einnehmen, als die, so hier mit Christo arm sind. Ein Christ soll nicht sagen, das Haus ist mein, der Acker ist mein, der Pfenning ist mein, sondern alle Dinge mit seinem Bruder gemein halten und ihn nicht Noth leiden lassen."






Die Reformation in Neulengbach








Von den Geistesbewegungen am Beginn der Neuzeit vermochte weder der Humanismus noch die Renaissance die Denk- und Lebensweise der Bevölkerung so tiefgreifend zu verändern wie die Reformation. Bis in die kleinsten Landpfarren wurden die Ideen und Lehren Martin Luthers spurbar. 

Der Offizial des Bischofs von Passau, Hillinger, beschreibt den Zustand der beiden Pfarren Alt- und Neulengbach im Jahr 1560: "Alt- und Neulengbach ist kaiserliche Lehenschaft, aber aus Ursachen, daß die Pfarren an ihnen selbst arm, zum Teil durch die Herrschaft daselbst die pfarrlichen Einkommen entzogen, einsteils durch die streichenden Priester verschwendet und spoliert, ist nun lange Zeit keinem Priester verliehen, sondern einer auf den anderen abgeloffen und was einer hiemit in dem geistlichen und zeitlichen gebaut, das hat der andere umgebrochen."

Schon 1558 nahmen die Bürger von Neulengbach einen entlaufenen Mönch aus Raitenhaslach, namens Christof Klaring, als Pfarrer an. Dieser richtete nach lutherischer Weise den Gottesdienst ein und predigte offen die Lehre Luthers. Als der Dechant von Tulln zur Visitation kam, versammelten sich die Neulengbacher Bürger um den Pfarrhof und jagten den Dechant aus dem Markte. Offizial Hillingers Beschwerde an die niederösterreichische Regierung am 26. Februar 1560 blieb ohne Erfolg. Nun sandte er einen Cursor nach Neulengbach. Ihm ging es aber nicht besser, nur mit Mühe gelang ihm die Flucht. Die Bürger erhoben sich zu "Ungehorsam und Aufruhr". Hillinger kam neuerlich nach Neulengbach und mußte diesmal vor den aufgebrachten Neulengbachern auf das Schloß flüchten. Dort kam es aber zu einer Aussprache mit Christof Klaring. Dieser erklärte ihm: "Er lese keine Messe und werde auch keine lesen, es sei denn, daß die Hl. Schrift ihn eines besseren belehre; jetzt halte er dafür, daß die Messe nicht Christi Einsetzung sei. Er habe übrigens nie Messe gelesen, habe das Abendmahl unter deutschem Gesang ausgeteilt und zwar nach der würtembergischen Agenda; Als Sakramente gelten ihm nur Taufe, Abendmahl und Buße. Die Ehe sei kein Sakrament. Er predige nach den Schriften von Brenz. Schoffer, lese auch einen Auszug aus Augustin und Cyprian. Er kenne keine Zeremonien, benutze kein Meßgewand, keine Ohrenbeichte,spende das Abendmahl unter beiden Gestalten. Er bete keine Horas, sondern nur seinem Gewissen nach und sei im übrigen verehelicht." Einen Bericht über dieses Bekenntnis sandte Hillinger nach Passau und zu Kaiser Ferdinand I. Am 9. Mai 1560 ersuchte der Offizial die niederösterreichische Regierung, Klaring gefangenzunehmen. Dieser hatte Neulengbach aber bereits verlassen. 

Nach Pfarrer Barthel Pachler kam 1571 Michael Loweis. Erasmus Nachpaur ist 1572 bis 1578, anschließend, von 1579 bis 1583 ist Pfarrer Martin Gausch genannt. 

1580 bahnte sich eine Änderung an. Noch konnte der protestantische Theologe Backmeister aus Rostock die Kirchen visitieren, aber schon hatte der Passauer Offizial in Wien, Melchior Khlesl, den Auftrag, eine Reform im Sinne der Synoden von Salzburg und der Passauer Synode in den Diözesen Wien und Wiener Neustadt durchzuführen. 

Es wurde ihm aufgetragen, in allen Dekanaten Versammlungen der Geistlichen abzuhalten, Mißstände abzustellen und den Priestern unter Androhung der Exkommunikation die Ehe zu verbieten. Melchior Khlesl, die treibende Kraft der Gegenreformation, wurde 1588 Bischof von Wiener Neustadt, 1598 Bischof von Wien und schließlich Kardinal. Als Bischof wirkte er 42 Jahre bis zu seinem Tode. 1582 verbesserte er die Passauer Pastoralinstruktion. 

1585/86 war Nikolaus Barnalt Pfarrer in Neulengbach, es folgte Christian Purchart und Rudolf de Rudolphis. 

Am 18. Juni 1591 präsentierte Maria Magdalena Khuen für die drei Pfarren Neulengbach, Ollersbach und Kirchstetten den Pfarrer Wolfgang Dirschhirn.

Während in Anzbach bis mindestens 1606 und in Totzenbach bis 1627 protestantische Predikanten tätig waren, bestanden in Neulengbach schon Jahrzehnte früher gegenreformatorische Bestrebungen. Dies lag am streng katholischen Herrschaftsbesitzer Khuen. 

Mit dem Erstarken des Katholizismus wurden die Beschlüsse des Tridentiner Konzils wirksam; allenthalben wurden die Kirchen glanzvoll erneuert, neue Wallfahrten und Klöster gegründet.

Aus dem alten Taufbuch der Pfarre Neulengbach (um 1630)

Von den ältesten Matriken der Pfarre Neulengbach sind drei Bücher erhalten. Das Tauf- und Trauungsbuch 1623-1662, das von 1663-1721 und ein Tauf-, Trauungs- und Totenbuch von 1722-1784.

Die Eintragungen ab dem Jahr 1630 sind sehr zahlreich und ausführlich und bieten viele Erkenntnisse bezüglich der Einwohner des Ortes.

Im Markt Neulengbach sind Marktrichter, Marktschreiber und Schulmeister angeführt. Besonders augenfällig ist die Erwähnung mehrerer Steinmetzen. Dies dürfte mit der regen Bautätigkeit in dieser Zeit in Zusammenhang stehen. Bei der Betrachtung der Handwerkerlisten fällt auf, daß um 1630 im Markt selbst nur  wenige angesiedelt waren, häufiger in den Vororten. Im Markt gab es einen Fleischhauer, einen Glaser, einen Kürschner, einen Weber und einen Nadler. Im Vorort "vorm Bürgerthor" waren Tischler, Maurer, Huter und Schmiede tätig. Im Vorort Altenmarkt lebten Maurer, Sauschneider und Weißgerber. Ein Lederer arbeitete in Großweinberg. Beim Frauenhof lebte ein Schuster, in Haag ein Maurer.

Die Mühlen der näheren Umgebung sind oft genannt, denn die Müllermeister waren begehrte Taufpaten. Folgende Mühlen sind in den Taufmatriken erwähnt: Aichmühle, Geyrmühle, Grießmiüle, Inprugger Mühle, Heizermühle, Sandmühle und Traußmühle.

Mehrmals tritt der "Wirth unter der Leuthen" auf.

Die Taufkinder stammen nicht nur aus der Pfarre Neulengbach, sondern in besonders großer Zahl auch aus den Pfarren Christophen, Kirchstetten und Markersdorf. Diese Pfarren waren zu dieser Zeit noch nicht mit katholischen Geistlichen besetzt, obwohl die Gegenreformation bereits den Höhepunkt erreicht hatte.

In den ältesten Matrikenbüchern finden sich auch viele Hinweise auf vorübergehende Einquartierungen von Familien. 1640 ist der Feldreiter Balthasar aus dem Gonzagischen Regiment verzeichnet. 1642 heiratete Franz Rabia, ein Soldat aus Burgund. 1643 starb der Musketier Egidius Weißbacher im Schloß. 1645 wurde das Kind eines schwedischen Reiters getauft. 1680 starb der Fourierschütze Moßing vom Mannsfeldischen Regiment. 1713 erhielt Sophia Antonia von Bülow, Tochter des Leutnants August von Bülow, in Neulengbach die Taufe.

 

Pfarrherrn im 17. und 18. Jahrhundert

Mit der Familie Khuen von Belasy als Schloßherren wurde die Pfarre Neulengbach eine herrschaftliche Patronatspfarre. Wenn eine Pfarrstelle in Neulengbach, Anzbach, Altlengbach, Christophen, Ollersbach-Kirchstetten frei wurde, durften die Khuen dem Passauer Bischof oder seinem Offizial in Wien den neuen Pfarrherrn vorschlagen (präsentieren). Diesen Präsentationen wurde fast immer Folge geleistet.

Seit 1591 war Wolfgang Dirschhirn Pfarrer von Neulengbach, Ollersbach und Kirchstetten. Ihm folgte Zacharias Heinz, der 1620 den hohen Betrag von 1000 Gulden als Zuschuß für den Unterhalt seiner Nachfolger stiftete; dafür sollte nach seinem Tod an allen Quattembermittwochen ein Seelenamt mit Libera gehalten werden. Die Stiftung von Pfarrer Heinz bestand noch 1818. Sein Nachfolger wurde Georg Weinberger. Am 2. Juli 1630 begann der neue Pfarrer, Johann Bannitius, mit der Anlage des ersten Taufbuches. Die wenigen Taufen von 1624 bis 1630 trug er nach. Auf den Pfarrer R. Turifundus folgte 1632 Melchior Fehringer, der 1635 starb. 1637 starb Pfarrer Georg Weinberger, der wohl 1636 nach Neulengbach zurückgekehrt war. Sein Grabstein befindet sich im Kreuzgang des Pfarrhofes. Die nächsten Priester in Neulengbach waren: Hyazint Schäfler, Johann Wolf, Johann Pikellius (Pikely), Johann Heinrich Schmitter, Georg Anthuber, Paul Stechov, Caspar Gornetti und 1662 Georg Strobl.

Unter Strobl wurde 1663 ein neues Matrikelbuch begonnen. 1672 präsentierte Johann Carl Graf Palffy den neuen Pfarrer Martin Hermann Stumpfer. Das Passauer Konsistorium bestellte ihn aber als Pfarrer von Ollersbach-Kirchstetten. Die Seelsorge in Neulengbach sollte er nur vorübergehend mitversorgen; er tat es bis 1680. Mit Zustimmung der Niederösterreichischen Regierung, des Passauer Offizialrates und des herrschaftlichen Patronatsherren wurde am 3. Mai 1680 der Pfarrer von Anzbach, Narcissus Rottwang, mit der Administration der Pfarre Neulengbach betraut; die Pfarre wurde aber nicht aufgelassen. Im Zeitalter der Pestepidemien war ein großer Mangel an Weltpriestern zu verzeichnen. Der auf 24 Mönche angewachsene Franziskanerkonvent in Neulengbach erklärte sich bereit, gegen eine jährliche Remuneration von 120 Gulden den Gottesdienst in Neulengbach in Vertretung des Pfarrers von Anzbach zu übernehmen. Die Stolagebühren erhielt der Pfarrer von Anzbach. An einem Sonntag lasen die Franziskaner die Messe in ihrer Kirche, am nächsten in der Nikolauskirche und am dritten in der Laurenzikirche in Markersdorf. Die Administration Neulengbachs durch den Pfarrer von Anzbach dauerte bis 1784, also mehr als hundert Jahre. Da die Franziskaner keine liegenden Güter besitzen durften, kamen die Einkünfte der Pfarre Neulengbach und der ehemaligen Pfarre Markersdorf zur Verwaltung an die Pfarrherrn von Anzbach. Diese gaben sie nach Beendigung der Administration, 1784, nicht mehr heraus.

Die Pfarrer von Neulengbach ab 1786

Anton Berger 1786-1802 (1810)
Stefan Günther 1811-1857 
Johann B. Grtibel l858-1872 
Georg Litschauer l872-1884 
Johann Bauer 1884-1915
Michael Hiebl 1916-1938
Josef Klamminger l938-1975
Peter Sterkl 1975-2005
Pfarrmoderator Mag. Josef Kowar 2005-2006
Boguslaw Jackowski 2006-